Wenn Sie von häuslicher Gewalt betroffen sind, Gewalt ausüben oder davon wissen, erklärt Ihnen feel-ok.ch, wie Sie die Gewaltspirale beenden können, warum Sie es tun sollten und wer Ihnen dabei hilft.

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Diese Artikel interessieren die Eltern: «Streit oder Gewalt?», «Für Gewaltbetroffene: Gewalt in Familien hat immer Folgen für die Kinder», «Für Gewaltausübende: Nehmen Sie Ihre Verantwortung wahr», «Betroffene von Gewalt unterstützen» und «Kinder stärken».

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Kinder trotz häuslicher Gewalt stärken

Das Erleben von Gewalt zwischen Eltern hat immer Folgen für die Kinder. Es hat jedoch nicht für alle Kinder die gleichen Folgen. Das liegt daran, dass Kinder unterschiedlich viel Widerstandskraft gegenüber Belastungen und schwierigen Situationen haben. Bei der Stärkung ihrer Widerstandskraft können und sollten Kinder unterstützt werden.



Die Widerstandkraft setzt sich aus drei Teilen zusammen:

  • Aus der eigenen Kraft des Kindes
  • Aus den Stärken der Familie
  • Aus den Stärken des Umfeldes.

Bei allen drei Teilen kann man Kinder stärken und ihnen dabei helfen, ein inneres Gleichgewicht zu finden. 

Der folgende Film gibt einen Einblick in die Welt der Widerstandskräfte von Kindern und ihrem Umfeld.

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«Aus eigener Kraft – Hilfe suchen»

So können die Stärken der Kinder gefördert werden.

Kinder erleben sich als «stark», wenn ihnen Erfahrungen ermöglicht werden, bei denen sie sich als wertvoll und wirksam erleben - sei das in der Schule oder bei Interessen und Hobbies.

Kindern fällt es oft schwer, über die Gewalt zu sprechen. Deshalb können Tätigkeiten wie Sport oder Tanz, Musik oder Malen sehr wichtig sein, da sich die Kinder hier ohne Worte ausdrücken können. Das kann Kindern helfen, sich als wertvoll, «ganz» und kraftvoll zu spüren und das Leben als sinnvoll wahrzunehmen.

Auch gute Freundschaften helfen dabei. Im Zusammensein mit Freundinnen und Freunden können Kinder unbeschwert sein, spielen, Abenteuer erleben und viele andere Erfahrungen machen, die für ihre Entwicklung sehr wichtig sind.

Das können die Eltern tun, um Kinder zu stärken.

Am hilfreichsten ist es für Kinder natürlich, wenn die Gewalt aufhört. Solange das nicht möglich ist, brauchen Kinder Hilfe dabei, die Erlebnisse einzuordnen und ihre Gefühle zu sortieren. Sie brauchen daher Eltern,

  • die mit ihnen über die Gewalt sprechen.
  • die ihnen bestätigen, dass Gewalt nicht in Ordnung ist.
  • die ihnen sagen, dass sie keine Schuld tragen.
  • die ihre Fragen offen und ihrem Alter entsprechend verständlich beantworten.
  • die sie mit ehrlichem Interesse fragen, wie es ihnen geht - sie damit aber nicht bedrängen, sondern akzeptieren, wenn die Kinder schweigen wollen.

Es gibt auch Angebote speziell für Kinder, bei denen sie alleine oder in der Gruppe über ihre Erlebnisse sprechen können. Es kann für Kinder eine grosse Entlastung sein, wenn Eltern ihnen ein solches Angebot ermöglichen.

Wenn Kinder niemanden haben, mit dem sie offen sprechen können, stellen sie sich manchmal in ihrer Fantasie jemanden vor. Das ist kein Zeichen von Schwäche, sondern im Gegenteil ein Zeichen von Stärke und innerem Reichtum. Es ist deshalb wichtig, Kindern diese Fantasiefreundinnen und – freunde zu lassen.

Kinder brauchen Eltern, die mit ihnen zusammen überlegen, wie sie sich in einer Gewaltsituation Hilfe holen können. Zum Beispiel könnte ein jüngeres Kind die Telefonnummer seiner Grosseltern oder der Nachbarn bei sich tragen und lernen, wie es die Nummer wählen kann. Ein älteres Kind kann zu den Grosseltern oder den Nachbarn gehen oder sich an eine Beratungsstelle wenden: Hier geht es zu den Beratungsstellen für Kinder.

Deshalb ist das Umfeld so wichtig, um Kinder zu stärken.

Wenn die Eltern in einen gewalttätigen Konflikt verstrickt sind, ist ein interessiertes, aufmerksames und wohlwollendes Umfeld für Kinder besonders wichtig. Zu diesem Umfeld gehören zum Beispiel Grosseltern, Geschwister, Gotti und Götti, aber auch Lehrpersonen, Schulsozialarbeitende, Nachbarinnen und Nachbarn sowie andere Menschen. 

Man weiss aus der Forschung, dass schon eine einzige vertraute, verlässliche und verfügbare Person im Leben dieser Kinder einen grossen Unterschied machen kann. Eine solche Person kann dem Kind helfen, für sein Erleben Worte zu finden. Sie kann das Kind auch dabei unterstützen, seine Erfahrungen einzuordnen. Zum Beispiel indem sie dem Kind bestätigt, dass Gewalt nicht in Ordnung ist und ihm sagt, dass es keine Schuld trägt. Das kann Kinder stark entlasten. 

Diese Person kann dem Kind auch ganz konkret Schutz anbieten für den Fall, wenn zwischen den Eltern Gewalt ausbricht. Kinder rufen in der Regel nicht selber bei einer Beratungsstelle an, sondern öffnen sich eher einer Vertrauensperson gegenüber. Deshalb ist es wichtig, dass diese Person weiss, was sie tun kann: Hier geht es zu den Hilfsangeboten für Kinder.

Warum Kinder manchmal keine Hilfe suchen

Nicht alle Kinder sprechen über ihre Erfahrungen und suchen Hilfe. Das kann für Erwachsene manchmal unverständlich oder schwer auszuhalten sein. Wichtig ist dennoch, dass Kinder nicht zum Sprechen gedrängt werden. Besser ist, ihnen Zeit zu lassen und immer wieder ein offenes Ohr anzubieten, bis sie Vertrauen gefasst haben. «Ein offenes Ohr anbieten» kann manchmal auch einfach bedeuten: sich für das Kind interessieren, Zeit mit dem Kind verbringen, mit ihm spielen.

Denn Kinder haben gute Gründe zu schweigen. Hilfe zu holen kann für Kinder ein Risiko sein, weil…

  • Kinder von ihren Eltern abhängig sind und meistens nicht abschätzen können, was passiert, wenn sie sich Hilfe holen. Oft haben sie grosse Angst davor, dass sie danach ins Heim kommen.
  • Kinder ihre Eltern lieben und sie nicht in Schwierigkeiten bringen wollen. Oft haben sie grosse Angst davor, dass sie ihre Eltern ins Gefängnis bringen.
  • den Kindern manchmal von den Eltern verboten wird, mit anderen Personen über die Gewalt zu sprechen. Und Kinder haben Angst davor, ihre Eltern zu enttäuschen, wenn sie gegen dieses Verbot «verstossen».

Bei sehr jungen Kindern kann Schweigen auch andere Gründe haben, zum Beispiel:

  • das Kind erkennt (noch) nicht, dass das, was es zu Hause erlebt, ungut ist.
  • das Kind vertraut (noch) nicht darauf, dass es ernst genommen und etwas bewirken kann.
  • das Kind weiss (noch) nicht, wie und wo es sich Hilfe suchen kann.
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Linda Steiner
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